Condé
Das letzte Pferd des Alten Fritz
Im Jahre 1777 hatte ein bereits elfjähriger Fliegenschimmel das Glück, das neue Reitpferd eines
Königs zu werden.
Der Wallach wurde in England erworben und war noch nicht zugeritten.
Das musste der Stallmeister erst erledigen, bevor man es wagen konnte, den König auf seinen Rücken zu setzen.
Dieser König war kein Geringerer als Friedrich der Große, auch bekannt als Friedrich II. von Preußen
(1712 – 1786).
Das Volk nannte seinen Monarchen in späteren Jahren auch gerne fast liebevoll:
„Der Alte Fritz“.
Nachdem Seine Majestät den ersten Ausritt auf dem neuen Pferd absolviert hatte, benannte er den Schimmel
wie viele andere seiner Reitpferde vorher, nach einer bekannten Persönlichkeit.
Diesmal war der Namensfetter einer der bedeutendsten Feldherrn des 17. Jahrhunderts:
Louis II. de Bourbon, prince de Condé, auch bekannt als „Le Grand Condé“.
Das neue Leibreitpferd des Königs hörte also alsbald kurzerhand auf den Namen „Condé“ und sollte schnell
zum Lieblingspferd des Königs werden.
Zu Condés Glück mußte er seinen bereits betagten Reiter in keine Schlacht mehr tragen und durfte einige
Privilegien genießen, die einem so als königlichem Leibreitpferd zustehen.
Wie zum Beispiel im schönen Schloßpark in Potsdam zu wohnen und sogar den Runden Salon betreten zu dürfen.
Das Schönste aber war, daß der König, ganz großväterlich, die Rocktaschen immer mit leckeren Süßigkeiten
für seinen equinen Liebling vollgestopft hatte.
Wenn der König mal nicht auf seinem Rücken Platz genommen hatte, sondern zu Fuß durch den Schloßpark
flanierte und dabei mit Gästen sprach, durfte Condé hinter ihm her spazieren.
Dabei durchsuchte er ungeniert sämtliche Taschen seiner Hoheit und wurde stets fündig.
Denn für sein Lieblingspferd hatte der Alte Fritz ganz unköniglich immer süße Feigen und saftige Melonenschnitten
vom fürstlichen Frühstückstisch mitgehen lassen.
Der König ließ sich nie dabei stören, während das Pferd sich aus seinen Rocktaschen bediente, was viele
Beobachter dazu veranlasste in ihren eigenen Memoiren von einer engen Vertrautheit zwischen Friedrich II.
und seinem Leibreitpferd zu berichten.
Einige Quelle wissen zu berichten, daß der König Condé täglich geritten habe, andere wiederum erzählen,
daß das Pferd ein eher geruhsames Leben geführt habe.
Das Skelett des Pferdes ist heute noch erhalten und ist im Anatomischen Museum des Institutes für
Veterinär-Anatomie in Dahlem ausgestellt.
An den alten Knochen lässt sich in der Tat erkennen, daß das Pferd zu Lebzeiten nicht überbelastet wurde.
Allerdings lassen deutliche Spuren am Nasenbein vermuten, daß das Pferd zu Lebzeiten zu oft und zu lange
einen viel zu engen Nasenriemen tragen mußte.
Friedrich mag in seinen letzten Lebensjahren nicht mehr sehr oft ausgeritten sein, aber er hatte die
Angewohnheit, trotzdem viele Stunden des Tages im Sattel zu verbringen und seine Amtsgeschäfte vom Sattel aus
zu erledigen.
Zeitzeugen wussten zu erzählen, daß der fast Siebzigjährige manchmal Stunden auf seinem Leibpferd Condé
„hockte“, ohne daß dieverse Audienzbesucher Gelegenheit gehabt hätten, ihn zu begrüßen und so lange warten
mußten, bis Seine Majestät geruhte, abzusitzen.
Der letzte dokumentierte Ausritt, den der alte König auf seinem Condé absolvierte, wurde am 04. Juli 1786
notiert.
Nur wenige Wochen später, am 17. August 1786 starb der „Erste Diener des Staates“ friedlich in seinem
Sessel und sein zu dieser Zeit bereits 20 Jahre altes, letztes und bekannteste Leibreitpferd sollte ihn
noch stattliche 18 Jahre überleben.
Condé wurde sage und schreibe 38 Jahre alt und wurde nach dem Tod seines Reiters erst im Gestüt
Neustadt/Dosse untergebracht, um dann bis zu seinem Tod in der Königlichen Tierarzneischule in Berlin
den Rest seines Lebens zu verbringen.
Das letzte und liebste Reitpferd des Alten Fritz wurde nach seinem Tod präpariert und ausgestopft.
Mit demselben blausamtenen Geschirr, das Condé zu seinen Lebzeiten getragen hat, wurde das Präparat
im Langhans-Kuppelbau, der zur späteren Tierärztlichen Hochschule von Berlin gehörte, aufbewahrt.
Später wurde es im Hohenzollern-Museum ausgestellt, wo es durch Besucher schändlicherweise mutwillig
beschädigt wurde.
Durch eine Luftmine, die im Zweiten Weltkrieg auf dem Museum landete, wurde Condés Präparat endgültig
zerstört.
Condés Skelett wurde separat präpariert und zuerst im Langhansschen Kuppelbau ausgestellt.
Heute befindet es sich im Anatomischen Museum des Institutes für Veterinär-Anatomie in Dahlem und ist
derzeit zentrales Ausstellungsobjekt im Hauptflur der Koserstr. 20.
Es soll eine Verbindung zwischen den im Haus angesiedelten Fachbereichen Veterinärmedizin, Geschichte
und Kunstgeschichte sein.
Text: Nadja von der Hocht
Foto: Friedrich II. auf Condé
unbekannter Maler, Public domain, via Wikimedia Commons
Foto: Louis II. de Bourbon, prince de Condé, Porträt von Justus van Egmont
Justus van Egmont, Public domain, via Wikimedia Commons
Foto: Kupferstich Condé
Ulrich Ludwig Wolf, Public domain, via Wikimedia Commons
Foto: Condés Skelett
--Xälzbär (Diskussion) 10:04, 28 September 2008 (UTC), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons