Vielseitigkeitsreiten
Die Vielseitigkeit ist ein reiterlicher Mehrkampf, der sich aus den drei Teilprüfungen Dressur, Geländeritt und Springen zusammensetzt. Früher nannte man diese Disziplin „Military“, da diese Sportart vom Militär entwickelt wurde und an deren damalige Anforderungen ausgerichtet war. Das Military entstand aus dem Ausbildungsprogram der Kavallerie und wurde als Prüfung am Ende der Ausbildung von Reiter und Pferd abgelegt. Das Ergebnis dieser Prüfung war auch für die Zuchtauswahl von Militärpferden von Bedeutung. Da aber die Bedingungen beim Military sehr schwierig und gefährlich waren und zu viele Reiter und Pferde bei der Ausübung Schaden genommen hatten, wurden die Wettkampfbedingungen überarbeitet und entsprechend entschärft. Heute heißt der Sport Vielseitigkeitsreiten oder auch „Eventing“ und darf nicht nur von berittenen Soldaten betrieben werden.
Die Anforderungen an ein gutes Vielseitigkeitspferd sind recht hoch. Es muß nicht nur rittig und verläßlich sein, sondern muß sich auch besonders für die Dressurprüfung konzentrieren können und darf sich von nichts ablenken lassen. Um die Geländestrecke zu bewältigen muß es sehr athletisch sein, über genügend Mut und eine hohe Leistungsbereitschaft verfügen. Denn um heile die vielen, verschieden und zum Teil recht schwierigen und ungewöhnlichen Hindernisse zu bewältigen, darf das Pferd vor nichts Angst haben und muß selber große Lust haben, die Strecke abzugaloppieren.
In diesem Sport findet man fast nur Warmblüter mit hohem Vollblutanteil oder sogar reine Vollblüter, die die hohen Anforderungen erfüllen.
Den Beginn der Vielseitigkeitsprüfung bildet die Dressur, in der allerdings mit Rücksicht auf das andere Leistungsprofil der Vielseitigkeitspferde, geringere Anforderungen gestellt werden, als in den Einzeldisziplinen der entsprechenden Leistungsklasse.
Als nächstes folgt der Geländeritt, der auf befestigten Wegen sowie querfeldein über natürliche und künstliche Hindernisse führt. Bewertet wird das Überwinden der Hindernisse sowie die dafür benötigte Zeit. Seit 2019 beträgt die maximale Geländestrecke 6.840 Meter, die es zwischen vier und zwölf Minuten zu bewältigen gilt.
Nach dem Geländeritt wird das Pferd einer Verfassungsprüfung unterzogen, bei der kontrolliert wird, ob es unverletzt ist, ob es lahmt, ob der Ruhepuls innerhalb einer begrenzten Frist wieder erreicht wird und ob es eventuell dehydratisiert ist. Besteht es diese Prüfung nicht, wird es aus dem Wettbewerb genommen.
Nach bestandener Verfassungsprüfung kommt zum Abschluß noch das Springen. Da die Pferde für den Geländeritt auf einen größeren Galoppsprung trainiert werden, sind die Distanzen zwischen den Hindernissen weiter als bei normalen Springturnieren. Auch sind die Hindernisse selbst nicht höher als 1,30 Meter und der Springparcours ist weniger technisch.
Die Gesamtwertung einer Vielseitigkeit erfolgt nach Fehlerpunkten, oder auch Minuspunkte genannt. Das Dressurergebnis wird in Fehlerpunkte umgerechnet, hinzu kommen Hindernis- und Zeitfehler aus Gelände und Springen. Gewonnen hat derjenige mit den geringsten Fehlerpunkten.
Fotos: Festes Hindernis im Gelände beim Vielseitigkeitsreiten Helene Detje, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons