Haarlinge
Als „Haarlinge“ bezeichnet man mehrere Arten von Kieferläusen. Die winzigen Schmarotzer, die kaum größer als ein bis zwei Millimeter groß werden, leben auf Säugetieren und obwohl man sie „Haarlinge“ nennt, ernähren sie sich nicht etwa von Haaren, sondern leben von der Haut ihres Wirtstieres. Mit ihrem Mundwerkzeug können sie beißen und kauen und zählen daher nicht zu den Blutsaugern. Haarlinge befestigen genau wie menschliche Kopfläuse ihre Eier (Nissen) an den Haaren, bzw. dem Fell ihres Wirtes. Alle Stadien des Parasiten sind also auf dem befallenen Tier zu finden: vom Ei über die daraus schlüpfende Nymphe bis zum geschlechtsreifen Tier.
Haarlinge halten sich am liebsten im Bereich der Mähne und der Schweifregion auf, da sie am Langhaar ihre Nissen viel besser festkitten können als am übrigen Fell. In diesen Regionen fallen sie dann mit ihrem Kauwerkzeugen über die oberste Hautschicht her, was bei dem Pferd einen unerträglichen Juckreiz verursacht. Am wohlsten fühlen sie sich in einem schlecht gepflegten, dichtem, langen und talgigem Winterfell. Das Pferd macht mit extremer Unruhe und „schubbern“ und kratzen und einem ziemlich durchlöchert und zerfressen wirkenden Fell darauf aufmerksam, daß es unbedingt mal wieder gepflegt werden muß. Wird der Befall nicht behandelt, kann es zu offenen Hautstellen kommen, was die Gefahr einer Sekundärinfektion erhöht.
Ein Befall mit Parasiten wie Haarlingen ist die Krönung der Verwahrlosung und bedeutet, daß der Mensch sich schon seit längerer Zeit nicht mehr artgerecht um sein Pferd gekümmert, geschweige denn es regelmäßig geputzt und gepflegt hat! Denn in einem sauberen Haarkleid eines allgemein gesunden Pferdes, haben solche lästigen Schmarotzer normalerweise keine Chance.
Die Ansteckung mit Haarlingen erfolgt direkt von Pferd zu Pferd über direkten Körperkontakt. Sie können aber auch über den Striegel von einem Pferd zum anderen wandern, wenn man so unvorsichtig ist, für mehrere Pferde dasselbe Putzzeug zu verwenden.
Haarlinge, die von ihrem Wirt entfernt werden, sterben in der Regel nach einigen Tagen ab, da sie nur auf dem Tier selbst überleben können. Trotzdem empfiehlt es sich, Putzzeug und Decken regelmäßig zu desinfizieren, allein schon um andere ansteckende Hautkrankheiten oder eine Ansteckung mit anderen Parasiten oder Pilzen zu vermeiden.
Weitere Haltungsfehler wie Feuchtigkeit, ein zu enger Raum mit wenig frischer Luft begünstigen ebenfalls den Befall von solchen Parasiten. Als erstes werden kränkliche, immunschwache, schlecht ernährte, sehr alte oder sehr junge Pferde befallen.
Entdeckt man also bei seinem Pferd einen Befall mit Haarlingen, darf man sich selbst als Halter zuerst mal in Grund und Boden schämen, um sich sofort danach um bessere Haltungsbedingungen zu kümmern. Außerdem ist dafür zu sorgen, daß dem Pferd ab sofort täglich eine gründliche Fell- und Hautpflege zuteil wird.
Um die lästigen, kleinen Schmarotzer wieder los zu werden, packt der Tierarzt gerne die chemische Keule aus und bekämpft sie damit ähnlich wie Flöhe und Zecken. Zusätzlich kann mit einer speziellen Fütterung von innen gegen die Parasiten vorgegangen werden, um die Entgiftungsorgane zu unterstützen.
Scheren wäre ebenfalls eine Möglichkeit, die Parasitenzahl wesentlich zu verringern, da mit dem Kürzen des Haarkleides nicht nur der Lebensraum der Haarlinge zerstört wird, sondern auch gleich die an den Haaren klebenden Nissen, also die nächste Generation, entfernt werden. Anschließendes, gründliches Waschen des ganzen Körpers empfiehlt sich genauso wie das mehrfache Wiederholen der Behandlung mit Insektiziden über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen um auch den letzten Parasitennachwuchs zu erwischen, der eventuell noch im Larvenstadium die erste Behandlung überdauert hat.
Foto oben: Kieferlaus und Nisse an einem Haar
Alan R Walker, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons