Herpes

Herpesviridae In der mannigfaltigen Welt der Viren zählt die Familie der Herpesviren, der „Herpesviridae“ zu den größten und komplexesten Virenarten. 170 Virusspezies wurden bei vielen Wirbeltieren entdeckt, worunter auch ein spezielles Equines Herpesvirus existiert, von dem es wiederum neun verschiedene Unterarten gibt. Die streng wirtsspezifischen Herpesviren rufen unterschiedliche Erkrankungen hervor und verbleiben nach einer ersten Infektion lebenslang im Wirt, auch ohne zwingend eine Erkrankung auslösen zu müssen.
Am gefürchtetsten ist wohl die Infektion mit dem Equinen Herpesvirus 1 (EHV-1), das eine Entzündung der Atemwege verursacht und sogar bei tragenden Stuten in den letzten Wochen der Trächtigkeit eine Fehlgeburt auslösen kann.
Die weitverbreiteten Viren gelangen durch Tröpfcheninfektion über die Nüstern in den Pferdekörper und treiben ihr Unheil vor allem in den oberen Luftwegen, wo sie Entzündungen der Nasen- und Rachenschleimhaut verursachen, was manchmal sogar zu einer Lungenentzündung führen kann. (Rhinopneumonitis)
Hat sich das Pferd mit Herpesviren infiziert, kann die Inkubationszeit zwischen zwei und zehn Tagen andauern, bis sich die ersten Symptone zeigen. Diese äußern sich durch Fieber bis zu 40,5 °C, sowie Husten und Nasenausfluß und tränende Augen. Die Krankheit braucht zwischen zwei und fünf Wochen, um auszuheilen, wobei es zusätzlich noch zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen kann.
Hat sich eine trächtige Stute mit dem EH-1-Virus infiziert, kann es zwischen dem siebten und dem elften Monat der Trächtigkeit zu einer Fehlgeburt kommen, da das Virus auch die Schleimhäute der Gebärmutter und der Plazenta angreift, wodurch das ungeborene Fohlen nicht mehr genügend mit Nährstoffen versorgt wird und abstirbt. Sollte das Fohlen doch bis zur Geburt im Mutterleib überleben, kommt es meist viel zu schwach auf die Welt und stirbt kurze Zeit nach der Geburt.
In seltenen Fällen verursacht EHV-1 auch die ein oder andere neurologische Erkrankung, wie eine Entzündung des Rückenmarks, was wiederum eine Lähmung der Hinterbeine verursacht. Das Equine Herpesvirus 2 (EHV-2) ist ebenfalls weit verbreitet. Ein Pferd kann sich allerdings damit infiziert haben, ohne eine damit zusammenhängende Krankheit auszubrüten. Die Pferde ifizieren sich mit dem Virus durch direkten Kontakt untereinander. Sollten doch durch das Virus hervorgerufene Erkrankungen auftreten, äußern sie sich durch eine Enztündung der Bindehaut und der Hornhaut des Augesund ebenfalls durch Erkrankungen der oberen Luftwege. (Zur selben Virusgattung wie EHV-2 gehört auch EHV-5.) Das Equinie Herpesvirus 3 (EHV-3) wütet in ganz anderen Teilen des Körpers: es löst eine gutartige Genitalinfektion aus, auch bekannt als „Bläschenausschlag“ oder „Koitalexanthem“. Dabei bilden sich stecknadelkopf- bis erbsengroße Bläschen, Pusteln oder anders geartete Schleimhautveränderungen am Scheidenvorhof der Stute oder am Penis oder der Penisvorhaut des Hengstes. Diese Krankheit zählt zu den Deckseuchen, da sie beim Deckakt übertragen wird und ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, da auch dieses Virus ein Leben lang im Wirt verbleibt und infizierte Tiere daher aus der Zucht ausgeschlossen werden müssen.
Hat sich tatsächlich ein Pferd mit einem der Herpesviren infiziert, sollte das betroffene Tier sofort von der Herde und den anderen Stallkamerade isoliert werden. Auch jeder unnötiger Kontakt zu Menschen sollte tunlichst vermieden werden. Wer doch näheren Kontakt zum infizierten Pferd hatte (Pfleger oder Besitzer), sollte sich von anderen Pferden fern halten und auch andere Ställe nicht betreten. Auch nachdem das Pferd die akute Infektion überstanden hat, sollte es sicherhaltshalber noch mindestens drei Wochen in Quarantäne verbleiben.
Um die Krankheiten zu bekämpfen, existieren Impfstoffe, deren Schutz höchstens neun Monate anhält und die dem Körper helfen, Antokörper zu produzieren, was aber eine Infektion nicht vollständig verhindern kann. Die ausgelösten Krankheiten verlaufen bei geimpften Pferden in der Regel harmlos und auch Fehlgeburten treten nicht auf.

Foto: Herpesviridae – unter dem Mikroskop erinnert die Form des Herpesvirus an ein Spiegelei
Photo Credit:Content Providers(s): CDC/Dr. Erskine Palmer/B.G. Partin, Public domain, via Wikimedia Commons



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