Kleben
Als „Kleben“ bezeichnet man in der Pferdewelt eine Verhaltensauffälligkeit des Pferdes, die sich so äußert, daß es sich widersetzt, wenn man es vom Stallgenossen oder der Herde trennen, beziehungsweise wegführen will.
Pferde besitzen einen angeborenen Herdentrieb und sind daher sehr gerne mit Artgenossen zusammen. Deshalb sollte man sie frühzeitig daran gewöhnen, die Herde oder den Lieblingsstallkumpel mal kurz zu verlassen und alleine mit seinem Menschen etwas zu unternehmen, ohne gleich in Panik zu geraten. Bei „Klebern“ handelt es sich meist um rangniedere und unsichere Herdenmitglieder, bei denen diese Verhaltensauffälligkeit durch unsachgemäße Erziehung ausgelöst wurde.
Es kann auch vorkommen, daß sich auf der Koppel zwei rangniedere Tiere zusammen tun und sich gegenseitig Schutz und Sicherheit geben. Dann kann es sein, daß alle beide aneinander „kleben“ und man sie nur schwer voneinander wegführen kann und nicht nur das Pferd, das man gerade zur Arbeit abholen will sich wiedersetzt, sondern auch der zurückbleibende Weidepartner Panik bekommt. Was sehr gefährlich werden kann, da das „verlassene“ Pferd dann nicht nur aufgeregt hin und her läuft, ununterbrochen wiehert und nach seinem Freund ruft, sondern auch gegen Wände und Umzäunungen tritt und in ganz schlimmen Fällen nicht nur versucht über den Zaun zu springen, sondern selbigen auch schon mal niederreißt.
Klebende Pferde suchen auch unter dem Sattel stets die Nähe ihrer Artgenossen, was es mitunter recht schwierig macht sie zu lenken, da sie immer wieder sehr dicht an das vorangehende Pferd aufschließen und keinen Abstand halten. Mal kurz von der Gruppe wegzureiten ist mit einem klebenden Pferd so gut wie unmöglich.
Sogar eine Behandlung durch den Tierarzt oder der Besuch des Hufschmieds ist nur möglich, wenn man ein anderes oder seinen speziellen Stallpartner dazu stellt, damit das zu behandelnde Pferd still steht.
Auch Pferde, die längere Zeit paarweise zusammen gelebt haben und die man nun in eine Herde zu integrieren sucht, neigen zum Kleben. Es kann vorkommen, daß man nur noch mit beiden zusammen etwas unternehmen kann. Einen der beiden einzeln reiten zu wollen, wird dann ebenso schwierig.
Damit es gar nicht erst zum Kleben kommt, sollte man frühzeitig damit beginnen, sein Pferd von den anderen öfter mal zu separieren und für kurze Zeit allein etwas mit ihm zu unternehmen. Dabei sollte man darauf achten, daß das Pferd auch Spaß während der gemeinsamen Zeit mit seinem Menschen hat und mit guten und positiven Erinnerungen in die Herde zurückkehrt. Kurze Spaziergänge am lockeren Strick mit der Möglichkeit zum Grasen sind ein guter Anfang.