Leist

Pferde tragen in ihrem Schädel eine anatomische Besonderheit mit sich herum, deren Funktion noch nicht einwandfrei geklärt ist: den Luftsack. Der Luftsack, bzw. die Luftsäcke (es sind zwei, auf jeder Seite einer) ist eine ziemlich große, blasenförmige Erweiterung der Ohrtrompete und sitzt seitlich gesehen ein gutes Stück hinter dem Auge und unter dem Ohr des Pferdes und reicht bis an die Schädelbasis und den Atlas (erster Halswirbel). Er ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet und fasst zwischen 300 und 600 ml. Der Luftsack ist über die Ohrtrompete mit dem Nasenrachen verbunden und durch ihn verläuft die innere Kopfarterie, die „Arteria carotis interna“, weshalb vermutet wird, daß dieser Luftsack wie ein „Gehirnkühler“ funktioniert und den zerebralen (das Gehirn betreffend) arteriellen Blutdruck reguliert. Ebenso ist es möglich daß er als Resonanzraum fungiert, wobei der Hohlraum im knöchernen Schädel, den der Luftsack ausfüllt, gleichzeitig der Gewichtsreduktion dient.
Krankheitserreger haben es leicht, in den Luftsack einzudringen, da er über die Ohrtrompete mit dem Nasenrachen in einer offenen Verbindung steht. Die Ohrtrompete ist eigentlich verschlossen; allerdings öffnet sie sich jedes Mal für einen kurzen Moment, wenn das Pferd schluckt oder gähnt. Die leider oft tödlich endenden Luftsackerkrankungen sind daher gar nicht mal so selten.
Die gefürchtetsten Erkrankungen des Luftsackes sind die Luftsackmykose, das Luftsackempyem und die Luftsacktympanie.
Die Luftsackmykose wird durch Schimmelpilze verursacht und ist kaum zu behandeln. Sollte der Pilz auch die innere Kopfarterie befallen, kann es vorkommen, daß diese dann irgendwann platzt und das Pferd daran verblutet. Ebenso kann es vorkommen, daß Lähmungen einzelner Gehirnnerven auftreten, was den Krankheitsverlauf betreffend auch nicht viel günstiger ist.
Bei einem Luftsackempyem hat sich Eiter angesammelt, meist verursacht durch Bakterien, wie es oft bei der Druse, einer durch Streptokokken verursachte Infektion der oberen Luftwege, zu beobachten ist. Als Luftsacktympanie bezeichnet man eine Luftansammlung, die bei einer gestörten Funktion der Tubenklappe auftritt und zu einer starken Erweiterung des Luftsacks führen kann.

Das etwas mit dem Luftsack nicht stimmt, erkennt man zum Beispiel daran, daß aus beiden Nasenlöchern des Pferdes eitriger, manchmal bröckeliger Ausfluss fließt, besonders dann, wenn es gerade mit gesenktem Kopf frißt.
Andere Symptome können sein:
schlechtes Allgemeinbefinden, heftiges Nasenbluten, Schluckstörungen, Atemgeräusche, Atemnot, Husten, veränderte Kopfhaltung, Veränderungen an den Augen oder Gesichtslähmung. Der Tierarzt stellt die Diagnose mit einer Luftsack-Spiegelung, wobei er eine Endoskopie durchführt und mit einer Kamera das Innere des Luftsacks begutachtet.
Die Behandlung einer Luftsackerkrankung richtet sich ganz nach Art der jeweiligen Erkrankung und reicht von einer Therapie mit Antibiotika bis hin zu komplizierten Operationen, die nicht immer von Erfolg gekrönt sind.
Einer ernsten Luftsackerkrankung lässt sich vorbeugen, indem man sein Pferd von Erregern wie Viren, Pilzen und Bakterien so gut es geht fern hält und ihm durch gute Haltung und gesunde Ernährung zu einem starken Immunsystem verhilft.

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