Muskelzerrung
Ein Pferd holt sich öfter eine Muskelzerrung als man vielleicht denken mag. Es passiert meist unbemerkt durch eine plötzliche Überbelastung und wird oft nicht als Muskelzerrung erkannt.
Wenn nicht der Reiter schuld an der Überbelastung ist, weil er sein Pferd vor der Arbeit nicht ausreichend warm geritten oder es zu schnell und zu stark beansprucht hat, kann es sich die Zerrung auch auf der Weide beim Spielen mit den anderen Pferden geholt haben.
Übermütige Rangeleien und ausgelassenes Toben in der Herde führen ebenfalls oft zu ruckartigen Bewegungen und Stürzen, bei denen sich das Pferd was zerren kann.
Eine Muskelzerrung wird auch als „leichtes Trauma“ bezeichnet und entsteht, wenn der Muskel überdehnt wird. Wenn er also stärker beansprucht wird, als es die natürliche Elastizität zulässt. Der Muskel an sich bleibt dabei allerdings intakt. Es tritt klein Blut aus dem Muskelgewebe aus und auch die Struktur bleibt nahezu unbeschädigt. Nicht so wie beim Muskel- oder Muskelfaserriß, bei dem der Muskel schwer verletzt wird.
Dennoch ist so eine Zerrung ebenfalls sehr schmerzhaft und braucht lange, bis sie wieder ausgeheilt ist. Das schmerzgeplagte Pferd macht mit Bewegungsunwille, Lahmheit oder Fehlstellungen auf sein Problem aufmerksam.
Da diese Symptome noch viele andere Ursachen haben können und sich eine Muskelzerrung nicht unbedingt sofort erfühlen lässt und weder ein Bluterguss zu entdecken, noch die Haut über dem betroffenen Muskel verdächtig genug erwärmt ist, ist es ratsam frühzeitig einen Tierarzt zu konsultieren, der die richtige Diagnose stellen kann.
Liegt einwandfrei eine Muskelzerrung vor, muß das Pferd geschont und die betreffende Muskelpartie vorsichtig gekühlt werden. Salben, Schmerzmittel und Magnesiumpräparate lindern die Beschwerden und helfen bei der Heilung. Boxenruhe ist zwar auch wichtig, trotzdem darf man das Pferd vorsichtig bewegen in Form von kurzen, geführten Spaziergängen im Schritt. Das mag in manchen Ställen unpopulär sein, trotzdem spricht nichts dagegen auch mal ein gesundes Pferd an den langen Strick zu nehmen und es spazieren zu führen, um ihm vom Boden aus, die Gegend zu zeigen. (Das Glück der Pferde ist der Reiter auf der Erde.)
Die Länge der Boxenruhe, bevor die Muskeln in kleinen Schritten wieder aufgebaut werden können, hängt vom jeweiligen Heilungsverlauf ab. Massagen und Physiotherapie helfen ebenfalls bei der Regeneration.
Um Muskelzerrungen vorzubeugen empfiehlt es sich, jedem einzelnen Pferd genügend Platz auf der Koppel zuzugestehen, wenn sie in Weidehaltung leben, damit sie Platz zum Ausweichen haben und weniger Rangeleien entstehen. Auch sollte man die Struktur der Herde an sich nicht ständig verändern in dem man neue Pferde dazu stellt oder welche dauerhaft heraus nimmt. Sonst wird ständig die Rangordnung neu ausgeknobelt, was ebenfalls nicht selten mit Verletzungen endet.
Ebenso sollte beim Reiten genauso wie bei der Bodenarbeit immer streng darauf geachtet werden, daß das Pferd ordentlich aufgewärmt ist, bevor man mit dem eigentlichen Training beginnt. Auch beim Ausritt sollte bis zur ersten Galoppstrecke ausreichend lange im Schritt und leichtem Trab geritten werden. Das gilt ganz besonders für Pferde in Boxenhaltung.
Vorbeugen ist besser als Heilen.