Nageltritt
Die Bezeichnung „Nageltritt“ stammt noch aus der Zeit, in der sich Zugpferde öfter mal Radnägel in die Hufe eingetreten haben und beschreibt eine durch einen Fremdkörper verursachte Hufverletzung. Heute wurde der Begriff auf alle möglichen Fremdkörper erweitert, die sich in so einen Pferdehuf eintreten lassen und damit eine Verletzung verursachen, die sich böse infizieren können.
Das Eindringen des Fremdkörpers in das Horn des Hufes merkt das Pferd meist gar nicht, weil es dabei kaum Schmerzen empfindet und es lahmt auch nicht sofort. Das Lahmen beginnt erst einige Tage später, sollte der Fremdkörper immernoch im Huf stecken. Das ist mit ein Grund warum man es nicht versäumen sollte vor und auch nach jedem Ritt oder wie auch immer gearteter Arbeit, die man seinem Pferd auferlegt hat, die Hufe zu kontrollieren.
Erstes Symptom für einen beschädigten Huf ist das Schonen des betroffenen Hufes. Das Pferd setzt dann meist nur kurz die Zehe oder den Ballen auf.
Hat der Nagel oder ein anderer spitzer Gegenstand mehr als eine Schicht des Hufes durchdrungen und gleich mehrere Bereiche verletzt, die bluten können, ist die Eintrittsstelle des Fremdkörpers oft dunkel verfärbt und von Blut unterlaufen. Am Fesselkopf lässt sich an der Mittelfußarterie ein pochender Puls ertasten und der entzündete Teil des Hufes fühlt sich warm an.
Jetzt hat das Pferd auch Schmerzen weswegen es dem Betrachter „lustlos“ erscheint und manchmal sogar das Fressen verweigert.
Durch die offene Eintrittsstelle dringen Bakterien in die Wunde ein, die sich schnell vermehren und eine Infektion verursachen. Hat sich die Infektion bereits weiter ausgebreitet, erhöht sich nicht nur die Körpertemperatur, sondern auch die Herz- und Atemfrequenz. Hat die Infektion das Hufinnere erreicht, kann sie sich schnell auch auf andere Teile des Hufes ausbreiten, die nicht direkt vom Fremdkörper verletzt wurden, wie beispielsweise Hufbein, Hufgelenk oder die tiefe Beugesehne.
Hat der Einstich direkt die Huflederhaut verletzt, kann sich eine Huflederhautentzündung (Pododermatitis) bilden, was wiederum eine Hufrehe auslösen kann.
Bildet sich Eiter, wird dieser durch die feste Struktur der Hornkapsel am Austreten gehindert, weswegen er sich im Huf verteilt. Wie bei einem Vulkan sucht sich der Eiter die schwächste Stelle, um ans Tageslicht zu treten und das kann unter Umständen der Kronsaum sein. Unnötig zu erwähnen, daß dies ebenfalls sehr schmerzhaft ist. Ist dies der Fall, kann es zum Ausschuhen kommen.
Um den Eiter abfließen zu lassen, muß der Tierarzt die infizierte Stelle aufschneiden. Eine Behandlung durch den Tierarzt sollte so schnell wie möglich erfolgen, denn wird diese verschleppt oder versäumt, können durch die Infektion ganz schnell tiefere Strukturen des Hufes oder sogar des Beines angegriffen werden, was eine chronische Lahmheit nach sich zieht, wenn nicht sogar Schlimmeres.
Hat man einen eingetreten Gegenstand im Huf entdeckt, sollte dieser bis zum Eintreten des Tierarztes erstmal nicht selbst entfernt werden, damit der Tierarzt sich selbst ein Bild über Tiefe und Richtung der tiefgehenden Verletzung machen kann.
Ist der Nageltritt schon ein Weile her, so daß die Infektion Zeit hatte, Eiter zu bilden, schneidet der Tierarzt die betroffene Hornstelle trichterförmig aus, bis eine Blutung auftritt, um sicher zu gehen, daß sämtlicher Eiter abfließen konnte. Um weitere Verletzungen in tieferen Strukturen zu erkennen, wird der Huf geröntgt. Abschließend wird die Wunde desinfiziert und ein Hufverband soll vor weiteren Verunreinigungen schützen.
Entdeckt man den eingetretenen Gegenstand bei der täglichen Kontrolle jedoch früh genug, hat sich meist noch gar kein Eiter gebildet und auch die Entzündung hält sich noch in Grenzen und man kann seinem Pferd viele Schmerzen und die brutal anmutende Behandlung sowie die lange Heilungsphase ersparen.
Da eingetretene Metallteile allerdings oft rostig sind, ist eine vorbeugende Tetanus-Impfung gegen Wundstarrkrampf auf jeden Fall empfehlenswert.
Grafik: Nageltritt – Querschitt Pferdehuf mit eingetretenem Fremdkörper (In dieser Darstellung hat der Nagel gleich mehrere Strukturen des Hufes verletzt: vom Strahlkissen, über die Beugesehne bis ins Strahlbein.) Nadja von der Hocht