Rotz

Der Rotz oder auch „Hautrotz“, „Nasen- und Lungenrotz“, „Mürde“ oder „Hautwurm“ (lat.: Malleus) ist eine Pferdekrankheit, die durch ein in Afrika, Asien und Südamerika vorkommendes Bakterium ausgelöst wird. Das stäbchenförmige Bakterium „Burkholderia mallei“  verursacht Eiter bildende Prozesse in den oberen Atemwegen und der Lunge und erregt außerdem Knotenbildung, Geschwüre und Abszesse in der Haut und den Schleimhäuten. Die Krankheit kann ebenso auf den Menschen übertragen werden, wo es dann zu Lungenentzündung, Sepsis und Haut- sowie Schleimhautinfektionen führt.
Der Rotz war schon im Altertum bekannt und ist somit eine der ältesten bekannten Tierseuchen, die auch heute noch  ausschließlich durch Keulung der erkrankten Tiere bekämpft wird, da sie hoch ansteckend und nicht heilbar ist. Der Erreger ist so gefährlich, daß er in der biologischen Kriegsführung Verwendung findet!
Das Pferd ist zwar Hauptwirtsträger, ebenso wie Esel und Zebras, was die Krankheit aber nicht auf die Unpaarhufer beschränkt, denn außer dem Menschen können sich auch andere Säugetiere wie Katzen, Hunde, Ziegen und sogar Kamele anstecken. Letztere gelten als besonders empfindlich.
Die Infektion mit dem Bakterium erfolgt in der Regel über das Maul und durch Hautkontakt von einem Pferd zum andern. Sämtliche Körperausscheidungen wie Urin, Kot und Speichel und sogar das Blut können Erreger enthalten. Besonders infektiös sind Nasensekret, Speichel und natürlich Eiter aus frisch geöffneten Hautwunden. Die Ansteckung erfolgt nicht nur durch direkten Kontakt von Tier zu Tier, sondern auch über kontaminierte Gegenstände wie Putz- und Zaumzeug oder Geschirren, Einstreu, Tränken und Tröge bzw. Krippen. Auch der Deckakt birgt ein Infektionsrisiko.
Je nachdem an welcher Körperregion sich die krankhaften Veränderungen gebildet haben, unterscheidet man allgemein unter „Hautrotz“, „Nasenrotz“ und „Lungenrotz“, wobei die Übergänge zwischen den einzelnen Formen recht fließen sind, denn manche Tiere weisen gleich mehrere Symptome gleichzeitig auf. Treten bei dem armen Tier alle Formen gleichzeitig auf, sprach man früher von der „Rotzwurmkrankheit“, da die strangartigen Verdickungen der erkrankten Lymphgefäße unter der Haut so extrem hervortraten, daß sie dicken Würmern glichen.
Erste Anzeichen nach einer Inkubationszeit von drei Tagen bis zu mehreren Wochen bei akutem Rotz sind Schüttelfrost, hohes Fieber, Nasenausfluß und eine Rötung der Kopfschleimhäute. Lymphknoten, -bahnen und -drüsen schwellen schmerzhaft an und sind teilweise sogar mit Abszessen durchsetzt. Auf den Schleimhäuten der Nase und Nebenhöhlen, sowie der Luftröhre, dem Kehlkopf und dem Schlundkopf bilden sich großflächig geschwürige Beläge, Knötchen und sich schnell ausbreitende kleinere Geschwüre, genau wie auf der Haut. In der Haut selbst können sogar ganze Areale absterben. Das Bindegewebe der Kopfschleimhäute, der Unterhaut und der Muskulatur verändert sich, schwillt an und füllt sich mit blutiger Flüssigkeit. In der Nasenschleimhaut und im Kehlkopfbereich sammelt sich Gewebewasser und erschwert zusammen mit zähem Nasensekret die Atmung. Der ebenfalls befallene und schmerzhaft veränderte Schlundkopf veranlaßt das Pferd sein Futter wieder auszuwürgen. Auch das Augensekret kann sich eitrig verändern. Des weiteren werden Symptome wie eigenartig steife Kopf- und Halshaltung, Lahmheit, Bewegungsunlust, Abmagerung sowie Durchfall beschrieben. Die schnell hinfällig werdenden Pferde verenden dann meist an einer Lungenentzündung und den mannigfaltigen Metastasen, die sich an mehreren Organen gebildet haben.
Bei chronischem Rotz können die bisweilen zunächst nur schwach ausgeprägten Symptome leicht übersehen oder mit einer anderen Krankheit wie Lungenentzündung, Druse oder Dämpfigkeit verwechselt werden.
Ist das Pferd im Besitz von guten Abwehrkräften, kann es vorkommen, daß die Infektion eine Weile ruht. Sobald das Immunsystem aber aus irgendeinem Grund geschwächt wird, kommt die Krankheit zum Ausbruch.
Unbehandelt endet akuter Rotz beim Tier sowie beim Menschen in der Regel nach zwei Wochen tödlich. Der chronische Rotz kann sich beim Pferd bis zu sieben Jahren hinziehen, wozu man es aber nicht kommen lässt, sobald die Diagnose vorliegt. Da die Heilungschancen mehr als gering sind, da sich der Erreger als gegen viele Antibiotikaklassen resistent gezeigt hat und die Ansteckungsgefahr auch für Menschen und andere Tiere viel zu hoch ist, wir die Krankheit und deren Ausbreitung bekämpft, indem man erkrankte Tiere vorsorglich tötet.

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