Mustang
Kurzbeschreibung
Alternativname: Amerikanisches Wildpferd, BLM-Pferd (Bureau of Land Management), Range Horse
Art: Warmblut
Typ: Wildpferd (verwildert)
Ursprung: Nordamerika
Zuchtgebiet: keine gezielte Zucht, da verwildert
Verbreitung: Nordamerika
Stockmaß: ca. 140 - 160 cm
Gewicht: ca. 300 – 400 kg
Farben: alle Farben und Zeichnungen, Schecken und Falben sind besonders häufig
Einsatzgebiet: Reitpferd, Arbeitspferd, Allroundpferd
Exterieur: Der Körperbau der Mustangs ist nicht einheitlich. Allgemein kann man sie als eher kleine und kompakte Pferde bezeichnen.
Kopf: tief angesetzter, großer Ramskopf
Hals: tief angesetzt
Schulter: keine Angaben
Wiederrist: wenig ausgeprägt
Rumpf: kompakt
Rücken: stark bemuskelt und kräftig
Kruppe: abfallend
Gliedmaßen: stabiles Fundament mit geraden und trockenen Beinen
Hufe: hart und klein
Interieur: unabhängig, widerstandsfähig, intelligent, lernwillig, ausdauernd, zäh, trittsicher, genügsam, hartnäckig, eigenwillig, furchtlos
Rassebedingte Besonderheiten: Mustangs verfügen über einen ausgeprägten Selbstverteidigungswillen. Sie reagieren auf ihre Umwelt schnell und entschlossen, trotzdem kommt es vor, daß sie einzelnen, ausgesuchten Menschen ihr Vertrauen schenken.
Zuchtgeschichte:
Der Mustang, Symbol für Freiheit und Protagonist in vielen Wild-West-Filmen, ist kein echtes Wildpferd.
Bevor die Spanier ab dem 16. Jahrhundert iberische Pferde in die Neue Welt importierten,
war der einheimische Vertreter des Pferdes in Nord- und Südamerika schon seit 10.000 Jahren
ausgestorben.
Die Pferde der Konquistadoren fanden auf dem bis dahin pferdefreien Kontinent allerdings wieder ideale
Bedingungen vor, weshalb sie keine Schwierigkeiten hatten, alleine in der Wildnis zu überleben,
sobald sie ihren Besitzern entlaufen, ausgesetzt, von Indianerstämmen geraubt oder auf Schlachtfeldern
zurück gelassen wurden.
Gelegenheiten für ein Pferd seinem Besitzer zu entkommen, gab es viele.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte vermischten sich einige Mustangherden auch mit weiteren entlaufenen
Pferden Nicht-Spanischer Rassen, die bei der Besiedelung des Amerikanischen Westens im 18. und 19.
Jahrhunderts von den Siedlern mitgebracht wurden oder die die US-Kavallerie mit sich führte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts streiften bis zu 2 Millionen Mustangs wild und frei durch den Westen
der USA.
Ein gutes Drittel von ihnen sind Nachfahren der Iberischen Pferde der Konquistadoren.
Die Pferde, die auch äußerlich dem spanischen Typ ähneln, werden oft als „Spanish Mustang“ bezeichnet.
Gut die Hälfte aller wilden Mustangs leben heute in Nevada.
Andere Populationen findet man in Montana, Wyoming und Oregon.
Die Bestände werden kontrolliert, denn zu viele Wildpferde werden bald zur Konkurrenz für anderes
Nutz- und Weidevieh.
Als die Zahl der Mustangs um 1900 auf über zwei Millionen Pferde zugenommen hatte,
gab man sie zur Fleischgewinnung frei und sie wurden mit Motorfahrzeugen und später sogar mit
Helikoptern gejagt, bis es bald nur noch knapp 17.000 von ihnen gab.
Daraufhin wurde der Mustang 1959 unter Schutz gestellt.
Auf staatlichem Land wurde die motorisierte Jagd verboten und die Bestände erholten sich wieder.
Allerdings konnte der den Pferden zur Verfügung stehende Lebensraum die wachsenden Herden bald nicht
mehr ernähren und eine neue Lösung musste her.
1971 wurde das BLM (Bureau of Land Management) mit dem Schutz und Management des Mustang-Besandes
auf öffentlichem Grund beauftragt.
Die Behörde organisiert kontrollierte Einfangaktionen, wenn wieder zu viele Pferde das wenige Futter
weg fressen.
Ziel ist immer eine Verringerung der Population.
Wurden die eingefangenen Mustangs zuerst noch zur Schlachtung frei gegeben, versucht man sie heute
in ein anderes Territorium umzusiedeln oder anderweitig zu vermitteln.
Seit 1973 existiert ein Pferdeadoptionsprogramm für eingefangene Mustangs.
Einige Mustangs werden immer noch geschlachtet.
Allerdings ist der Verzehr von Pferdefleisch in den USA mittlerweile ein Tabu,
weshalb das Fleisch nach Europa, Kanada und Japan verkauft wird.
Mittlerweile gibt es mehr eingefangene Mustangs als wild lebende, da sich herausgestellt hat,
daß eine Adoption nicht ganz einfach ist.
Die romantische Vorstellung, einen Mustang zu besitzen, weicht bald der Ernüchterung,
da die meisten Mustangs einen schwierigen Charakter haben.
Mit einem frisch aus der Wildnis geholten Pferd kommt man nicht so locker an sein Ziel,
was auch immer das sein mag, wie mit einem von Anfang an in Obhut des Menschen groß gewordenen
Hauspferd.
Auch die Bestände der eingefangenen Mustangs vermehren sich unkontrolliert und es wird andauernd
diskutiert, wie man das Problem in den Griff bekommt, wobei sich jedes Mal öffentlicher Widerstand
regt, sobald jemand Schlachten, Einschläfern oder sonst wie „Entfernen“ vorschlägt.
Der Mustang ist schließlich DAS Symbol für Freiheit im Wilden Westen und Teil des Gründungsmythos
der USA.
Er wurde sogar auf der State-Quarter-Münze von Nevada abgebildet.
Der Mustang trug ebenfalls zu der Entstehung diverser Rodeodisziplinen bei.
Denn kaum ein Pferd ist so schwierig zu brechen und Meister rekordverdächtiger Bocksprünge,
wie ein frisch eingefangener, uneingerittener Mustang, den man auch als „Bronco“ bezeichnet,
sollte dieser sich als Spezialist für möglichst athletische Bocksprünge herausstellen.
Bronco bedeutet „roh“, „grob“ und „ungestüm“ und mit dem Einreiten wilder Mustangs verdienten sich
junge, waghalsige Cowboys ihre Sporen.
Ihre Methoden waren und sind alles andere als pferdefreundlich.
Sie sind brutal und gewalttätig und mit derselben Einstellung antworten die hartnäckigen und
furchtlosen Pferdchen, sobald sich jemand erdreistet, sich auf ihren Rücken schwingen zu wollen.
So wurde der Kampf der Cowboys mit den wilden Mustangs zum Wild-West-Mythos und fand ab 1900 seinen
Platz in Form von diversen Rodeodisziplinen wie „Bareback Riding“ (Reiten von Broncos ohne Sattel),
„Saddle Bronc Riding“ (Reiten von Broncos mit Sattel) und „Wild Horse Race“ (Wildpferde einfangen)
in der US-amerikanischen Kultur.
Die Methoden haben sich übrigens nicht geändert.
Mit wilden Mustangs wird bis heute nicht zimperlich umgegangen, denn je verbissener sich das Pferd
wehrt, desto spektakulärer die Show.
Foto: Eingefangener und gut genährter Mustang in menschlicher Obhut
Ealdgyth, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Foto: Kopfstudie Mustang
Ealdgyth, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Grafik: Wildpferd-Icon
Nadja von der Hocht
Foto: wilde Mustangs in den Badlands, USA
Kevinzim, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Foto: Grasender wilder Mustang in den Pryor Mountains, 2009
Billings Field Office. Bureau of Land Management. U.S. Department of the Interior. Pryor Mountain Wild Horse Range/Territory. Environmental Assessment MT-10-08-24 and Herd Management Area Plan. May 2009, p. 52., Public domain, via Wikimedia Commons
Foto: Ein Cowboy reitet einen gesattelten Bronco während eines Rodeos in Montana, USA
gay2016, CC0, via Wikimedia Commons
Foto: Wilde Mustangs im US-Bundesstaat Utah
Jaime Jackson, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons