Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS)
Seit der Mensch gezielt Tiere züchtet, verbreiten sich auch die Erbkrankheiten.
Denn mit dem ein oder anderen natürlich mutierten Gen, das vielleicht für eine besonders
„hübsche“ Fellfarbe zuständig ist und mit deren Trägern man nun bestrebt ist, die Gene an möglichst
viele Nachkommen weiter zu vererben, schleicht sich oft auch ein äußerst unerwünschter Nebeneffekt ein:
der Erbschaden.
Das Warmblood Fragile Foal Syndrome (Warmblut-Fragile-Fohlen-Syndrom) ist nur eines davon.
Es hat seinen Namen zum Teil daher, weil es überwiegend bei Warmblütern vorkommt und beschreibt eine
erbliche Bindegewebsschwäche.
Bei betroffenen Fohlen erkennt man überdehnbare Gelenke und eine viel zu dünne Haut,
die dadurch anfällig für Verletzungen ist.
Diese Krankheit ist nicht heilbar und Fohlen mit diesem
Syndrom werden gleich nach der Geburt
eingeschläfert.
Verantwortlich für die angeborene Bindegewebsschwäche ist eine Mutation im PLOD1-Gen.
Durch dieses schadhafte Gen wird eine gestörte Kollagensynthese, also eine fehlerhaft ablaufenden
Kollagenbildung verursacht, die wiederum ursächlich ist für die überdehnbaren Gelenke und die extrem
dünne und schnell reißende Haut des gerade geborenen Fohlens.
Denn Kollagen ist ein Strukturprotein, das für die Stabilität von Haut und Knochen, sowie für Knorpel,
Sehnen, Bänder und das Bindegewebe zuständig ist.
Als wichtiger Bestandteil mannigfaltiger Körperstrukturen verleiht es diesen Strukturen Festigkeit und
zugleich Elastizität.
Bei einer gestörten Kollagenbildung „zerfallen“ quasi viele wichtige Teile des Körpers,
in denen Kollagen vorkommt.
Um das furchtbare Drama, ein gerade geborenes Fohlen direkt wieder einzuschläfern, zu vermeiden,
sollten Züchter vor der Verpaarung ihre Zuchttiere, mit denen sie Nachkommen planen, testen lassen.
Speziell für das WFFS ist seit 2013 ein Gentest verfügbar, wofür das Labor lediglich eine Blutprobe
oder ein paar ausgezupfte Fellhaare mit Haarwurzel benötigt.
Mit einem Pferd, das dieses schadhafte Gen trägt, sollte tunlichst nicht weiter gezüchtet werden.
Das Zusammenspiel der Gene in so einem komplexen Körper wie dem des Pferdes mag verwirrend sein,
trotzdem halten sich die Gene bei der Vererbung an ganz einfache Spielregeln:
Ist ein gesundes Pferd Träger des Gens, hat es von einem seiner Elterntiere dieses Gen vererbt bekommen
und kann es selbst an seine Nachkommen weiter geben.
Die Tiere bei denen nur ein Elternteil betroffen ist, sind selbst gesund, vererben das mutierte Gen
aber weiter. (Rezessive Erbkrankheit)
Auch mit gesunden Trägertieren sollte man es sich verkneifen eine Zuchtlinie aufzubauen!
Verpaart man nun unwissentlich zwei gesunde Tiere miteinander, die beide Träger des Gens sind,
ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, daß das Fohlen das „böse“ Gen gleich zweimal abbekommt,
weswegen es an dem Syndrom erkranken und nicht lebensfähig sein wird.
Pferdezüchter tragen daher eine enorm große Verantwortung, wenn es darum geht, nicht bloß
„schöne“ sondern vor allem gesunde Nachkommen zu produzieren und sollten stets bestrebt sein,
ihren Teil im Kampf gegen Erbschäden bei Pferden beizutragen.
Das Warmblood Fragile Foal Syndrome kommt, wie der Name schon vermuten lässt, hauptsächlich bei
Warmblutrassen vor.
Aber auch bei
Vollblütern,
Quarter Horses und deren verwandten Rassen wie
Paint Horse und
Appaloosa, sowie
Mustangs,
Haflingern und
Knabstruppern wurde diese Erbkrankheit schon beobachtet.
Ursache:
WFFS ist eine vererbbare, genetisch bedingte Bindegewebserkrankung, die entsteht, wenn eine Mutation im
PLOD1-Gen vorliegt und somit eine gestörte Kollagensynthese verursacht.
Verlauf:
Das Fohlen kommt mit diesem Erbschaden oft zu früh auf die Welt, sollte die Mutterstute nicht vorher
einen Abort oder eine Totgeburt erlitten haben.
Ist das Fohlen lebendig, ist es sehr schwach und ist kaum in der Lage, von selbst aufzustehen um bei
der Mutter zu trinken.
Die überdehnbaren Gelenke sind auch nicht hilfreich beim Versuch, sich vom Boden zu erheben.
Während das Fohlen bestrebt ist, sich instinktmäßig so schnell wie möglich aufzurappeln,
zieht es sich meist bereits die ersten Verletzungen der viel zu dünnen und empfindlichen Haut zu.
Symptome:
- Frühgeburten, Aborte oder totgeborene Fohlen
- Schwäche
- Schwierigkeiten beim Aufstehen
- Hautablösungen ohne mechanische Ursache
- sehr dünne und brüchige Haut, die bei Berührung oder Aufstehversuchen einreißt
- überdehnbare Gelenke (besonders betroffen sind die Fesselgelenke)
- veränderte Schleimhäute und Zahnfleisch
Heilungschancen:
WFFS ist nicht heilbar und das Fohlen hat
keine Überlebenschancen,
weswegen es kurz nach der Geburt vom Tierarzt
eingeschläfert werden muß.
Text & Grafiken: Nadja von der Hocht